Die Fähigkeit zum aufrechten Gang war in der Entwicklungsgeschichte des Menschen ein entscheidender Schritt. Der erhobene Kopf konnte von da ab besser den Überblick erlangen. Zwar war das Stehen und Gehen über große Distanzen leichter und effizienter als im Vierfüßlergang, aber an die Koordination im zentralen Nervensystem stellte diese Situation neue Anforderungen.
Mehr noch erhielt das Gehirn entscheidende Impulse von der Entwicklung der Hand. Beim zweibeinigen Gehen waren die Hände plötzlich zur Fortbewegung nicht mehr nötig. Die Hände konnten nun nach Werkzeugen greifen, diese gebrauchen und später auch fertigen. Die Hand wurde so zum willfährigen Gehilfen unseres Gehirns, gleichsam materialisiert die Hand damit unsere Ideen und Vorstellungen bis heute.
Nicht zuletzt durch die Forschungen des Max-Planck-Institutes für evolutionäre Anthropologie in Leipzig kann gezeigt werden, dass Gehirn und Hände sich parallel zueinander und mit gegenseitiger Rückkopplung entwickelt haben. Wesentliches Merkmal der Menschenhand ist die Fähigkeit zur Opposition des Daumens. Gemeint ist damit die Möglichkeit der Hand, den Daumen jedem anderen Langfinger gegenüberzustellen. So entstehen der Kraft- und der Präzisionsgriff. Die Wertigkeit des Daumes als wichtigster Finger wird offensichtlich. Menschenaffen sind zur Opposition des Daumens nicht befähigt.
Die Opposition wird im Daumensattelgelenk, einen Teil der Handwurzel ermöglicht. Die sattelförmige Gelenkfläche des großes Vieleckbeines kann darüber hinaus auch das Abspreizen des Daumens von der Hand zur Speiche hin vollziehen.
In der Handchirurgie gewinnt dieses entwicklungsgeschichtlich offensichtlich noch junge Gelenk bei einer Minderung der Leistungsfähigkeit an Bedeutung. Betroffen sind davon in der Regel Frauen im mittleren Alter häufiger als Männer und mit den Händen Tätige ebenfalls gehäuft. Vom Griechischen ρίζα für Wurzel leitet sich die Bezeichnung für diese Erkrankung Rhizarthrose ab, weil eben die Daumenwurzel betroffen ist. Schmerz und Bewegungseinschränkung sind die Folge. Die operative Behandlung ist denkbar einfach und geschieht bei Versagen der konservativen Therapie durch die Entfernung des großen Vieleckbeines. Das Therapieprinzip der Trennung aufgebrauchter Gelenkpartner ist in der Orthopädie ein altbekanntes. Nach einiger Zeit der Ruhigstellung bildet sich ein belastungsfähiges Neogelenk, dass ein kraftvolles oder präzises Zugreifen ohne Schmerzen ermöglicht.
So spannend ist Handchirurgie, und dabei soll das nur ein Beispiel sein. In unserer Praxis werden natürlich auch andere Krankheitsbilder, die nicht weniger aufregend sind, behandelt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien das Karpaltunnelsyndrom, die schnellenden Finger, der Morbus Dupuytren oder die Heberden- und die Bouchard-Arthrosen genannt. Einen besonderen Stellenwert hat in der Orthopraxis die Versorgung der rheumatischen Hand. Hier zeigen die modernen, biologisch wirksamen Medikamente ihre Wirkung. Die Notwendigkeit zur operativen Intervention hat seit deren Einführung in die Medizin zu einem deutlichen Rückgang der Operationen geführt. Wir behandeln so zunächst konservativ unter Einsatz der Physio- und der Ergotherapie.
Natürlich hatte der aufrechte Gang nicht nur einen Einfluss auf die Entwicklung der Hände, sondern er blieb auch nicht ohne Auswirkungen auf die Füße. Doch das ist ein ganz anderes Thema und wird in unserer Praxis von Frau Dr. Döhnert in der speziellen Fußchirurgie bearbeitet.
Abbildung 1: Rhizarthrose – der Pfeil markiert die deutlich erkennbare Leistungsminderung im Daumensattel mit Aufbrauch des sogenannten Gelenkspaltes
Abbildung 2: Rhizarthrose – unmittelbar nach der OP ist der Daumen noch in einer Gipsschiene ruhiggestellt, erkennbar ist aber schon, dass das große Vieleckbein entfernt wurde (Pfeil)
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